Alex Albon, im Vorjahr noch für Red Bull Racing in der F1 unterwegs, hat in der DTM seine Flügel wieder gefunden und kommt als Sieger des letzten Rennens an den Red Bull Ring. Wir haben den sympathischen Thai-Briten vorab getroffen.
Keiner kann diese Frage besser beantworten als du: Ist die DTM wirklich die F1 des Tourenwagen-Rennsports?
Ja, würde ich schon sagen. Tolle Fahrer, viele Marken, sehr professionell, nicht von ungefähr seit Jahren DER Fixpunkt im deutschen Motorsport.
Wie lang brauchst du, um mental zwischen F1-Wagen, Simulator von Red Bull Racing in Milton Keynes und deinem DTM-Ferrari umzuschalten?
Zwischen Simulator und DTM-Ferrari geht das flott. Je öfter man hin und her wechselt, desto natürlicher fühlt es sich an. Das echte F1-Auto zu fahren ist noch mal eine ganz andere Sache. Wir sprechen immerhin von der Spitze des Rennwagen-Spektrums: Ein F1 hat so unglaublich viel Downforce! Danach fühlt sich jedes andere Rennauto wie ein Mietwagen an, egal was es ist (lacht).
Du hast das letzte DTM-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Mit welchen Erwartungen kommst du jetzt an den Red Bull Ring?
Ich bin happy mit dem Auto. Es sollte gut zur Streckencharakteristik passen. Durch meinen Sieg muss ich hier allerdings Ballast zuladen. Das ist Teil der Balance of Performance. Dieser Umstand macht es natürlich schwieriger, aber ich bin trotzdem optimistisch.
Was unterscheidet deinen Ferrari von Mercedes, Audi, BMW und Co.?
Die Stärken des Ferrari liegen in den Kurven. Das Auto ist sehr agil. Und AF Corse ist ein Top-Team, hinter dem das Werk steht. Das merkt man an unserer Performance.
Du bist auf dem Red Bull Ring ja auch schon F1 gefahren. Was verbindest du mit diesem Track?
Wirklich coole Strecke, obwohl das Layout vermeintlich einfach ist. Aber genau das macht es umso schwieriger, ganz vorne zu sein, denn die Unterschiede in der Rundenzeit sind marginal. Jede Kurve hier ist einzigartig, auch wegen der Steigung und dem Gefälle. Persönlich mag ich die letzten beiden Kurven am liebsten. Dazu kommt das Wetter: Wegen der Lage in den Bergen musst du jederzeit mit einem Schauer rechnen. Und dann kann passieren, dass ein Teil der Strecke schon feucht ist, andere aber noch trocken. Das macht es spannend.
Stimmt man ein DTM-Auto hier mehr auf Topspeed auf den Geraden oder auf Downforce in den Kurven ab?
Interessanterweise sind wir mit mehr Downforce schneller – trotz der drei langen Geraden. Es bewährt sich, schnell aus den Kurven zu kommen und in Kauf zu nehmen, am Ende der Geraden Geschwindigkeit zu opfern.
Gibt es im Fahrerfeld Piloten, die das Zeug für die Formel 1 haben oder umgekehrt Formel-1-Piloten, die für die DTM prädestiniert sind?
Schwer zu sagen. Ich bin ja der erste in vielen Jahren, der den Sprung gewagt hat. Vor 10, 15 Jahren gab es etliche F1-Fahrer, die sich in der DTM versucht haben. Mein Teamkollege Liam Lawson im Gegenzug hat auf jeden Fall das Zeug für die F1. Er ist der jüngste Fahrer im Feld. Ich bin auch recht jung für diese Serie. Daher sind wir beide wohl jene, die am knappsten dran sind, tatsächlich in ein F1-Cockpit zu kommen.
Wie schätzt du Liam Lawson ein?
Guter Mann! Sehr schnell, sehr entspannt. Mit 19 Jahren wahnsinnig jung. Ich versuche, eine Art Mentor für ihn zu sein – nicht nur auf der Strecke selbst. Zum Rennsport gehört mehr als das, gerade wenn man nicht im Auto sitzt.
Aktuell liegst du auf Platz 4 in der Meisterschaft. Ist der Titel drin?
Ja, glaube ich absolut. Der Red Bull Ring sollte uns liegen. Hier sollten wir Punkte auf die Spitze aufholen können. Man darf nicht vergessen, dass wir zu Saisonbeginn wenig Erfahrung mit dem GT3-Auto hatten. Seither haben wir uns von Rennen zu Rennen gesteigert. Wenn wir diesen Aufwärtstrend bis zum Saisonschluss beibehalten können, ist alles möglich.
Was macht die DTM aus Fahrersicht interessant?
Das Level der Competition. Es ist wahnsinnig eng. Die besten Teams, die besten Fahrer. Wer sich hier durchsetzt, gehört zur Weltspitze.
Und was macht es für die Zuschauer interessant?
Die Rad-an-Rad-Duelle, die gern auch einmal mit Crashes enden. Bei uns geht es immer zur Sache. Teams arbeiten zusammen, Hersteller arbeiten zusammen und suchen sich ihre Gegner. Die Autos sind sehr robust gebaut, daher vertragen sie diese harte Gangart. Im Unterschied zur Formel 1 kannst du Gegner rempeln. Das macht Spaß!
Musstest du das lernen?
Das habe ich sehr schnell gelernt! (lacht).
Mit welchen sportlichen Erwartungen gehst du in das Rennwochenende auf dem Red Bull Ring?
Die DTM ist unberechenbar. Wir sollten schnell sein, aber man weiß nicht, was die anderen im Köcher haben. Mein Selbstvertrauen ist auf jeden Fall groß.
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Bei jedem Erst-Zutritt zum Veranstaltungsgelände pro Tag (ab einem Alter von 12 Jahren) ist ein gültiger Nachweis über die Erfüllung der 3G-Regel (getestet, geimpft, genesen) erforderlich.